Bildstöcklein
Im Wald an der Strasse von Bellach nach Oberdorf, unterhalb des Geissloch-Viadukts der Solothurn-Münster-Bahn, steht am Strassenrand ein altes, künstlerisch wertvolles mannshohes Bildstöcklein. Es trägt die Jahreszahl 1613 und ist im staatlichen Verzeichnis der geschützten Kulturobjekte von Bellach aufgeführt.
Waren die Bellacher früher pfarreimässig der St.-Ursen-Kirche in Solothurn zugeteilt, änderte sich dies mit der Gründung der Pfarrei Oberdorf im Jahre 1604: Bellach wurde zusammen mit Langendorf Teil der neuen Kirchgemeinde Oberdorf. Der neue Kirch- und Begräbnisort wurde damals von Bellach aus nicht auf der heute bestehenden Strasse erreicht, sondern auf dem nicht gerade bequemen «Kirchweg», der vor dem Eingang in den Busletenwald rechts abbog und am heutigen Haus Späti vorbei sehr steil den bewaldeten Abhang hinaufführte. Am Rande des flachen Plateaus entlang führte er dann auf dem Gemeindegebiet von Langendorf weiter durch den Heimlisbergwald und über die Oberdörfer Allmend zur damaligen Dreifaltigkeits-Kirche, die dann später zur Marien-Wallfahrtskirche wurde.
Der Dreifaltigkeit gewidmet
Kurz nach der Gründung der Oberdörfer Pfarrei wurde das mannshohe Bildstöcklein mit seinen drei symmetrisch angeordneten Bildnischen aus einheimischem Stein geschaffen und am Rande des Plateaus im Wald aufgestellt. Der Standort markierte ziemlich genau die Mitte des ganzen Bellacher Kirchweges. Es wurde, gleich wie damals die Oberdörfer Kirche, der Dreifaltigkeit geweiht, und in den drei Bildnischen, geschützt von kleinen geschmiedeten Eisengittern, sollen die drei göttlichen Personen dargestellt gewesen sein. Möglicherweise hatte sich auf dem Bildstöcklein auch ein geschmiedetes Kreuz befunden. So stand das christliche Wegzeichen, mehr oder weniger beachtet, während nahezu 300 Jahren an seinem Platz im Walde, und unzählige Kirchgänger und Beerdigungszüge sind an ihm vorbeigezogen. Mit dem Bau der heutigen Verbindungsstrasse
Bellach – Oberdorf vor rund 130 Jahren geriet es wohl etwas in Vergessenheit, und die Ehrfurcht vor dem geweihten Kleinod dürfte im Laufe der vielen Jahrzehnte auch verloren gegangen sein.
Abgestürzt und verschleppt
Ein übermutiger Bubenstreich dürfte schuld daran sein, dass das Bildstöcklein einmal über den Ab hang gestürzt und später Richtung Bellach verschleppt worden ist. Während langer Jahre lag es beschädigt und von Moos überwachsen vergessen im Gestrüpp in der Nähe des Eisenbahnviadukts, bis einige Männer des damaligen katholischen Volksvereins Bellach es vor gut 50 Jahren bargen und am Rand der Oberdorfstrasse wieder aufstellten. Im Jahre 1978 beschloss der Bellacher Bürgerrat, das verfallene Bildstöcklein restaurieren zu lassen: Ein Grossteil wurde aus Bellacher Stein neu hergestellt und mit dem alten Sockel mit der Jahrzahl 1613 verbunden. So hat es an der heutigen Strasse durch den Wald von Bellach nach Oberdorf vor 20 Jahren seinen hoffentlich endgültigen Ehrenplatz gefunden.
Dem heiligen Rochus zu Ehren
Drei Kunstwerke sind in den Bildnischen platziert worden: Da zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als das Bildstöcklein geschaffen wurde, in unserer Gegend die Pest wütete, erhielt der kürzlich verstorbene Künstler Cäsar Spiegel aus Kestenholz den Auftrag, drei farbige Bildtafeln zu malen, die das Leben und Wirken des heiligen Rochus, des Schutzheiligen gegen Seuchen und Pest, zeigen. Dieser lebte von 1295 bis 1327. Von Südfrankreich kommend zog er als Pilger zuerst nach Rom und lebte dann vor allem in der Toskana, wo er viele von der Seuche Befallene pflegte und sie mit seinen Gebeten heilte.
Als er selbst der Pest erkrankte, wollte er niemanden zur Last fallen und zog sich in eine einsame Waldhütte zurück. Dorthin brachte ihm der Jagdhund eines Edelmannes, der in der Nähe seinen Wohnsitz hatte, täglich ein Stück Brot vom Tische seines Herrn. Dieser folgte eines Tages seinem Hund, und als er den hilflosen Kranken fand, nahm er sich seiner an und pflegte ihn gesund. Das ermöglichte Rochus, wieder in seine ursprüngliche Heimat zurück zu kehren, wo er mit 32 Jahren starb und in der Kathedrale der Stadt Montpellier ein Ehrengrab erhielt.
Quellen: Dorfbuch von Bellach; mündliche Überlieferungen (9. Januar 2001)
Wegkreuz „Chrützligraben“
Bellach pflegt mit neuem altem Wegkreuz eine alte Tradition.
Als christliches Zeichen der Kraft und Besinnung wurden früher in vielen Dörfern an den Strassen zu den Nachbargemeinden steinerne Wegkreuze aufgestellt. Dies taten seinerzeit auch die Bellacher an der westlichen Gemeindegrenze am Weg nach Selzach.
Überlieferungen berichten von einem Wegkreuz, das früher nahe beim sogenannten «Bettlerbrünneli» an der ehemaligen Leberbergstrasse auf freiem Feld gestanden und so die Gemeindegrenze gegen Westen markiert hatte: Auf einer behauenen Steinsäule mit der eingemeisselten historischen Inschrift «Gmein Belach 1732» war ein geschmiedetes Kreuz eingelassen gewesen, das zusätzlich mit Eisenbändern verankert worden war. Vor langer Zeit war das Wegkreuz aber verschwunden und so beinahe in Vergessenheit geraten. Nur ein früher offener Wassergraben, der in alter Zeit südwärts bis zur Aare reichte und auf seiner ganzen Länge ungefähr die Grenze zwischen Bellach und Selzach bildete, erinnerte mit dem Namen «Chrützligraben» an das verschollene Kreuz.
Durch Zufall wurde Mitte der 80-er Jahre bei Grabarbeiten in einem Garten in der Nähe des Fussballplatzes die stark verwitterte und beschädigte Steinsäule des ehemaligen Kreuzes mit der bemerkenswerten Inschrift gefunden, während der geschmiedete obere Teil bis heute verschwunden geblieben ist.
Die Kulturkommission der Bürgergemeinde Bellach hat sich nun der Sache angenommen. Die ehemalige Steinsäule wurde von der Lommiswiler Bildhauerin Regina Roth originalgetreu aus Jurastein nachgebildet, und der Bellacher Dorfschmied Heinz Blaser gestaltete nach einer Vorlage gekonnt ein schlichtes eisernes Kreuz, wie man es vor knapp 300 Jahren gekannt hatte.
Damit das neue alte Werk in Zukunft «näher bei den Menschen» und nicht mehr auf dem freien Feld steht, wurde es im Rahmen einer öffentlichen Feier an der Wegkreuzung Selzacherstrasse / Weiherstrasse im westlichen Dorfteil aufgestellt und eingesegnet.